——Prof. Dr. Dr. h.c. mult. 貝恩德・許迺曼(Bernd Schünemann)與 Prof. Dr. Dr. h.c. 路易斯・葛雷科(Luís Greco) 訃告
克勞斯・駱克信(Claus Roxin)辭世了。刑法學者尊稱他為世界導師(praeceptor mundi),而德國法學學生至少會因他創立的犯罪支配理論(Tatherrschaftslehre)而銘記他。對於貝恩德・許迺曼和路易斯・葛雷科而言,他更是他們的老師、同事與朋友。
刑法學界對他的離世深感哀悼。沒有人能像他那樣,以如此豐富的思想與創見塑造了現代法治國刑法,並賦予其堅定不移的自由主義與法治國精神,而且他同樣堅持將這一精神貫徹於刑事訴訟領域。沒有人能像他那樣,建立起既全面又靈活的刑法歸責體系,成為刑法學的標竿與保障,使刑罰的適用在每一個個案中都必須遵循清晰的標準,從而避免司法專斷。更沒有人能像他那樣,將刑法學的高度推廣至德國以外的歐洲、拉丁美洲與東亞。他的著作被翻譯成多種語言,他的巡迴演講場場爆滿,他的學生遍布全球,這些共同塑造了一種刑法文化,使刑罰權的政治濫用得以被揭示,並在法治國中無法立足。
- 駱克信主張人道刑法:摒棄報復,專注法益保護
克勞斯・駱克信倡導人道主義的刑法,它不以報復為目的,而是僅限於保障和平共處,即法益保護。這一理念不僅僅停留在理論層面,而是通過他主導的多個刑法改革方案,特別是1966年《刑法典替代草案》(Alternativentwurf eines Strafgesetzbuchs),直接影響了立法實踐。他的基本思想深刻影響了刑法學理。將抽象的原則與具體的刑法學理相結合,將「刑事政策與刑法體系」相結合——這種今日看來理所當然的思維方式,正是駱克信學說的核心。
- 代表作:《刑法總論》——超過2000頁的經典鉅著
他所引入並被廣泛接受的刑法學概念極為豐富,包括:
- 不法層面:客觀歸責理論、不容許的製造危險和升高風險
- 共犯理論:犯罪支配理論、組織性權力機器中的間接正犯、義務犯類型
- 罪責層面:全面翻新阻卻罪責事由、失敗未遂及犯罪人的理性(Verbrechervernunft)
這些如今耳熟能詳的概念,都源自他的創造力或積極推動。對他而言,沒有任何問題過於宏大或瑣碎——刑法體系的所有問題都必須整體思考與建構。
- 學術與人格的非凡融合
然而,這些傑出的學術成就,仍比不上駱克信本人的獨特人格魅力。他天才般的洞見、嚴謹細緻的學術態度以及對他人研究成果的尊重,再加上畢生的勤奮,使得他建立起一個龐大的刑法體系,其巔峰之作便是超過2000頁的《刑法總論》(Allgemeiner Teil)。他的課堂教學同樣令人難以忘懷:他不僅讓一代又一代的學生深入理解最複雜的刑法學理,更鼓勵他們獨立思考,他的智識與雄辯更是令人折服。
他那溫和的微笑,散發著自信與開放的謙遜,將永遠留存在所有曾與他共事、受教或相識之人的記憶之中。他的思想不僅僅是回憶,它仍然塑造著德國刑法學的樣貌,並展現出它最美好的一面。他留給我們的遺產是一種無可比擬的學術風範:對法律實務開放,對世界開放,樂於傾聽各方觀點,以嚴謹的論證展開討論,從不以居高臨下的姿態說教。他所代表的,是一門帶有人性溫度的刑法學。在今天,我們懷著無盡的感激與哀悼,向他致以最深切的敬意。
謹代表克勞斯・駱克信的學生
貝恩德・許迺曼(Bernd Schünemann)與路易斯・葛雷科(Luís Greco)
Das humane Gesicht nicht nur der deutschen Strafrechtswissenschaft
Nachruf von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Bernd Schünemann und Prof. Dr. Dr. h.c. Luís Greco
Claus Roxin ist verstorben. Strafrechtler kennen ihn als praeceptor mundi, deutsche Jurastudenten ihn mindestens wegen der von ihm entwickelten Tatherrschaftslehre. Für Bernd Schünemann und Luís Greco war er auch Lehrer, Kollege und Freund. Die Strafrechtswelt trauert. Kein anderer hat wie er das moderne rechtsstaatliche Strafrecht durch so viele Ideen und Impulse geprägt und ihm ein kompromisslos liberal-rechtsstaatliches Profil gegeben, das er auch für das Strafverfahren eingefordert hat. Kein anderer hat wie er als Prüfstein und Garantie dieses Profils ein so umfassendes und zugleich elastisches System der strafrechtlichen Zurechnung entwickelt, durch das die Verhängung der Strafe in jedem Einzelfall an klare Kriterien gebunden und von richterlicher Willkür unabhängig wird. Und kein anderer hat wie er über Deutschland weit hinaus in Europa, Lateinamerika und Ostasien durch sein in viele Sprachen übersetztes Œuvre, durch sein persönliches Wirken auf seinen ganze Arenen füllenden Vortragsreisen und durch seine ebenso zahlreichen wie hervorragenden weltweiten Schüler die Strafrechtskultur auf ein Niveau gehoben, durch das der politische Missbrauch der Strafgewalt erkennbar und in einem Rechtsstaat unmöglich gemacht wird. Claus Roxin plädierte für ein humanes Strafrecht, das auf Vergeltung verzichtet und sich auf die Gewährleistung friedlichen Zusammenlebens, sprich: auf den Rechtsgüterschutz beschränkt. Dieses Plädoyer blieb nicht lediglich Theorie, sondern hat über die zahlreichen Alternativentwürfe, an denen er maßgeblich beteiligt war, vor allem durch den Alternativentwurf eines Strafgesetzbuchs von 1966, die gesetzgeberische Tätigkeit mitgestaltet. Sein fundamentales Konzept strahlte auf die Strafrechtsdogmatik aus. Bereits die Verknüpfung von abstrakten Prinzipien und konkreter Dogmatik, von "Kriminalpolitik und Strafrechtssystem", was uns heute selbstverständlich erscheint, war ein zentraler Roxin'scher Gedanke. Roxins bekanntestes Werk: Mehr als 2.000 Seiten zum Strafrecht AT Unübersehbar ist die Fülle der von ihm in die Strafrechtsdogmatik eingeführten und heute allgemein verwendeten Figuren: auf der Ebene des Unrechts die Lehre von der objektiven Zurechnung, unerlaubte Gefahrschaffung und Risikoerhöhung, in der Beteiligungslehre die Tatherrschaftsdoktrin, die mittelbare Täterschaft durch organisatorische Machtapparate und die Kategorie der Pflichtdelikte, auf der Ebene der Schuld eine umfassende Revision der Schuldausschließungsgründe, fehlgeschlagener Versuch und Verbrechervernunft – alle diese uns heute so geläufigen Kategorien gehen auf seine Kreativität oder auf sein Engagement zurück. Keine Frage war ihm zu groß oder zu klein; alles gehörte für ihn zusammen und war nur zusammen zu denken und zu erschließen. Diese großartigen Leistungen überstrahlte nur noch die einzigartige Persönlichkeit von Claus Roxin: Sein genialer Einfallsreichtum führte erst zusammen mit penibler Sorgfalt bei der Verwertung anderer, von ihm niemals ungerecht behandelter Konzepte und mit lebenslangem Fleiß zu dem gigantischen Œuvre mit dem Höhepunkt des mehr als 2.000 Seiten umfassenden Lehrbuches zum Allgemeinen Teil (AT) des Strafrechts. Keinen Zoll dahinter steht sein akademisches Wirken im Hörsaal, das ungezählte Generationen von Studenten nicht nur zu einem tiefen Verständnis auch der kompliziertesten dogmatischen Figuren ertüchtigt und zu eigenständigem Denken ermutigt und befähigt, sondern durch seine intellektuelle und rhetorische Brillanz geradezu verzaubert hat. Sein gütiges Lächeln, das ebenso selbstbewusste wie aufgeschlossene Bescheidenheit ausstrahlte, wird all denjenigen in unauslöschlicher, besonnter Erinnerung bleiben, die ihn als Kollegen, Lehrer oder Freund erleben durften. Seine Gedanken sind aber nicht lediglich Erinnerung, sondern sie bleiben Realität, das Gesicht der deutschen Strafrechtswissenschaft, ihre beste Seite. Als Erbe hinterlässt er eine unnachahmliche Art, Wissenschaft zu betreiben: offen für die Praxis, offen für die Welt, von beiden deshalb begeistert aufgenommen, immer zuhörend und mit starken Argumenten abgewogen diskutierend, niemals unangenehm belehrend. Eine brillante Strafrechtswissenschaft mit menschlichem Antlitz, vor der wir uns heute voller Dankbarkeit und Trauer verbeugen. Stellvertretend für die Schüler Claus Roxins Bernd Schünemann und Luís Greco
The Humane Face—Not Only of German Criminal Law Scholarship
Obituary by Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Bernd Schünemann and Prof. Dr. Dr. h.c. Luís Greco
Claus Roxin has passed away. Criminal law scholars know him as praeceptor mundi, and German law students at the very least recognize him for developing the doctrine of perpetration through control (Tatherrschaftslehre). For Bernd Schünemann and Luís Greco, he was also a teacher, colleague, and friend.
The world of criminal law mourns. No one else has shaped modern constitutional criminal law with as many ideas and impulses as he did, giving it an uncompromisingly liberal and rule-of-law profile, which he also demanded for criminal procedure. No one else developed such a comprehensive yet flexible system of criminal attribution as a benchmark and guarantor of this profile—one that binds the imposition of punishment in each individual case to clear criteria and shields it from judicial arbitrariness. And no one else has elevated the culture of criminal law across Germany, Europe, Latin America, and East Asia to such heights—through his works translated into many languages, through his personal presence on lecture tours that filled entire auditoriums, and through his numerous and outstanding students worldwide. His influence made the political misuse of criminal law recognizable and, in a constitutional state, impossible.
Claus Roxin advocated for a humane criminal law, one that renounces retribution and is limited to ensuring peaceful coexistence—i.e., protecting legal interests. This advocacy was not mere theory; it directly shaped legislative efforts through the many alternative drafts in which he played a key role—most notably, the Alternative Draft of a Penal Code from 1966. His fundamental concepts radiated into the dogmatics of criminal law. The connection between abstract principles and concrete dogmatics, between "criminal policy and the system of criminal law"—which seems self-evident to us today—was already a central idea in Roxin’s thought.
Roxin’s Most Famous Work: More than 2,000 Pages on General Criminal Law
The sheer wealth of concepts he introduced into criminal law doctrine, now widely accepted and used, is immense: on the level of wrongdoing, the doctrine of objective attribution, unlawful creation of risk, and risk enhancement; in the law of participation, the doctrine of perpetration through control, indirect perpetration via organizational power structures, and the category of duty-based offenses; on the level of culpability, a comprehensive revision of grounds for excluding culpability, the concept of failed attempts, and the "criminal reason" (Verbrechervernunft)—all these now-familiar categories stem from his creativity or commitment. No question was too big or too small for him; for him, everything belonged together and could only be understood as a whole.
A Unique Intellectual and Personal Legacy
Yet, these extraordinary achievements were outshone only by Claus Roxin’s unique personality. His brilliant creativity, combined with meticulous care in engaging with the work of others—whom he always treated fairly—and a lifelong dedication to scholarship, led to his monumental body of work, culminating in his more than 2,000-page textbook on the General Part (Allgemeiner Teil) of criminal law. His academic impact in the lecture hall was no less remarkable: he equipped countless generations of students not only with a profound understanding of even the most complex doctrinal concepts but also encouraged and enabled them to think independently. His intellectual and rhetorical brilliance was nothing short of captivating.
His kind smile, which exuded both confidence and an open-hearted humility, will remain an indelible and cherished memory for all who had the privilege of knowing him as a colleague, teacher, or friend. Yet, his thoughts are not merely a remembrance—they remain a living reality, shaping the face of German criminal law and representing its finest side. He leaves behind an unparalleled way of practicing scholarship: open to legal practice, open to the world—embraced by both—always listening, engaging in well-reasoned discussion, never unpleasantly didactic. A brilliant criminal law scholarship with a human face—before which we bow today in deep gratitude and mourning.
On behalf of the students of Claus Roxin
Bernd Schünemann and Luís Greco
https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/claus-roxin-tot-nachruf-strafrecht-wissenschaft